Europa: Italien – Boccia

Boccia ist die italienische Variante des Boule-Spiels. Boccia wird den Präzisionssportarten zugerechnet und gehört zu den ältesten bekannten Präzisions- und Wurfspielen der Welt.

Boccia

Geschichte des Spiels

"Das Leben ist Spiel und Spiel ist Leben"
Besondere Gültigkeit hat dieses Motto für ein in Italien weit verbreitetes Spiel: Für das Boccia.
Hier treffen sich Menschen - überwiegend Männer - aller Altersgruppen und sozialer Herkunft, um nach einem ausgefeilten Regelwerk ihre "Bocce" in die Nähe des zuvor geworfenen "Pallinos" zu "schießen" oder zu "legen".

Boccia ist eine italienische Variante des Spielens mit Kugeln, das schon seit Jahrhunderten Menschen zu faszinieren scheint. Dabei sind verschiedene Spielformen entstanden. Erste Anfänge können bis in die Steinzeit zurückverfolgt werden. Im 13. Jahrhundert spielte man in ganz Europa "a Bocce". Die große Beliebtheit des Spiels führte dazu, dass Karl der IV. von Frankreich 1319 das Boccia-Spiel verbot, da es „vom Arbeiten abhielt“.

Im 14. Jahrhundert stellten Ärzte an der Universität in Montpellier fest, wie gesund das Bocciaspielen sei - auch gegen Rheumatismus. Allmählich weitete sich das "Weihnachtsboccia" wieder auf das ganze Jahr aus, wurde in England allerdings nicht öffentlich gespielt. Wer mindestens 100 Sterling Grundbesitz hatte, konnte sich eine Spiellizenz kaufen und auf seinen Wiesen Boccia-Spiele veranstalten.

In Venedig waren zu dieser Zeit alle öffentlichen Strassen, Plätze und Gässchen von Boccia-Spielern allen Alters überschwemmt, die mit ohrenbetäubendem Lärm Tag und Nacht spielten. Auch die Dogen fürchteten um die öffentliche Ordnung und erließen 1576 einen Erlass gegen das Spielen auf öffentlichen Plätzen. Bei Zuwiderhandlung drohten 10 Monate Gefängnis! Ähnliche Erlasse gab es in Rom und Florenz.
Ab dem 19. Jahrhundert wurde es wieder erlaubt und organisiert gespielt.